Julia Paaß arbeitet an einer Kern-Aufgabe. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Geschichte beginnt, als sie 2013 in die Märkische Schweiz zog, in die direkte Nachbarschaft des alten Vierseitenhofs Prädikow, mit neun Hektar und 15 Gebäuden einem der größten seiner Art in Brandenburg. Vor der Wende war das Volkseigene Gut wirtschaftliches und soziales Zentrum des Dorfes. Frau Paaß hörte Geschichten über die Lebendigkeit und das gemeinsame Arbeiten in Brennerei, Schmiede, Tierställen und Scheunen. Und über die Feiern. „Ich habe gesehen, wie ältere Menschen den Hof betraten und ihnen Tränen der Rührung kamen, weil sie sich an alte Zeiten erinnert fühlten.“
Also entwickelte Paaß mit anderen eine neue Vision für Hof Prädikow, die den Gutshof wieder bewohnbar machen soll: Bis 2021 werden rund 40 Erwachsene und 20 Kinder in das genossenschaftliche Wohn- und Gewerbeprojekt einziehen. Die meisten von ihnen kommen aus der Stadt, viele sind Akademiker und „digital unterwegs“, brauchen für die Arbeit nur Laptops und stabiles Internet.
Auf der anderen Seite: eine alteingesessene Dorfgemeinschaft mit ganz eigener Mentalität. Damit sich die 250 Einwohner nicht überrollt fühlen, initiierte Paaß das Projekt ‚Dorfscheune’. „Ich habe mich gefragt: Wie schaffen wir es, Vorurteile abzubauen und den Zuzug der Hofbewohner zu einer positiven Entwicklung für alle zu machen?“ Für diese „Stadt-Land-Integration“ kreierte sie ein gemeinsames Projekt: In der Dorfscheune sollen sich jetzige und künftige Dorfbewohnerinner und -bewohner kennenlernen und regelmäßig treffen – ein Treffpunkt für Austausch, Kultur und Freizeit.
Damit das gelingt, will Julia Paaß bereits in der Planung alle Beteiligten einbeziehen. In gemischten Teams und Workshops für Dorf- und Hofleute soll das Projekt Gestalt annehmen. Dann könnte es dort bald schon Koch-Workshops geben, in dem die Städter Obst einmachen lernen – und die Dorfbewohnerinnen und -bewohner Sushi rollen.