Lange sah es aus, als wäre der Zug für den Bahnhof in Erlau abgefahren. Seit der letzte Mieter 1999 ausgezogen war, verfiel das 120 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude. Eine, die dabei nicht länger zusehen wollte, war Jana Ahnert. Die Wissenschaftliche Mitarbeiterin der TU Dresden wohnt im Haus gegenüber. „Der Anblick war schwer zu ertragen – als Nachbarin, aber auch als Architektin“, sagt sie. Also schlug sie 2012 ihren Studenten vor, Konzepte für die Nutzung des historischen Baus zu entwickeln. Gemeinsam besichtigten sie den Bahnhof. „Dass junge Leute auf dem Gelände sind, blieb den Anwohnern nicht verborgen“, erinnert sich Ahnert. Über 100 Bürger kamen zur ersten Informationsveranstaltung. Die Idee, den Bahnhof in ein „Zentrum der Generationen“ zu verwandeln, kam gut an. Befeuert von den präsentierten Konzepten, beschloss der Gemeinderat 2014 die Sanierung. Unterstützt wird er dabei vom neu gegründeten Verein Generationenbahnhof Erlau, dessen Vorsitzende Jana Ahnert ist. „Mit dem Generationenbahnhof wollen wir ein für den Ort bedeutendes Gebäude erhalten und uns als Gemeinde für die Zukunft gut aufstellen. Das Miteinander der Menschen liegt uns am Herzen. Die Älteren sollen hier vor Ort versorgt werden. Dabei können sich alle Bürger einbringen und werden von Profis im Bereich Pflege unterstützt. Ehrenamt und professionelle Dienstleister agieren Hand in Hand.“ Nach dem Umbau werden Seniorentagespflege, Pflegedienst und ein Zahnarzt ins Gebäude einziehen. Im Mittelpunkt des Generationenbahnhofs steht jedoch der geplante Bürgerbereich: ein Ort um zu feiern, zu diskutieren, kreativ zu sein, zu musizieren, zu lernen, zu tauschen – oder einfach nur beim Kaffee mit den Nachbarn zu plauschen. Im Sommer 2017 wird es soweit sein. Jana Ahnert schaut jetzt von ihrem Fenster auf die sich ständig verändernde Baustelle. Schöner hat Baulärm für sie noch nie geklungen.