Barbara Klembt kann es nicht lassen. Und das ist auch gut so. Viele Jahre stellte sie sich als Bürgermeisterin in den Dienst der Gemeinde Wiesenburg und ihrer 14 Ortsteile, ehe sie Anfang 2015 in den Ruhestand ging. Aber Ruhe ist für Frau Klembt keine Option. Seitdem versucht sie mit vielen anderen, ihre Region noch lebenswerter zu gestalten. Das Zentrum ihrer Aktivitäten: Der Bahnhof in Wiesenburg/Mark.
Stündlich rollt hier noch die Regionalbahn 7 vorbei – und wer hier aussteigt, bekommt einen kleinen Einblick in all die Aktivitäten, die die „Genossenschaft Bahnhof am Park“ mit ihren knapp 40 Mitgliedern unternimmt. Die Genossinnen und Genossen haben den Bahnhof erworben und instandgesetzt, im Obergeschoss zwei Wohnungen für Geflüchtete eingerichtet, das Café Fläming-Perle eröffnet und dann und wann noch eine Kinovorführung organisiert. „Aber das ist über die Jahre immer weiter eingeschlafen“, sagt Barbara Klembt. „Da ist ein wenig die Luft raus.“
Deswegen hat sie sich mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern Neues erdacht: die Perspektivfabrik Hoher Fläming. Dabei sollen Menschen aus der Umgebung, aber auch aus Berlin, Leipzig oder Magdeburg ermuntert werden, in dem landschaftlich reizvollen, aber ausgedünnten Landstrich ihre neue Heimat zu finden. Und das ist auch nötig: Die Gemeinde verlor seit 2001 rund tausend Menschen, heute leben noch gut 4.000 hier im Südwesten des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Damit ist Wiesenburg/Mark nicht allein.
„Die Verwaltung kann einiges leisten, aber eben nicht alles“, weiß Frau Klembt. „Deswegen brauchen wir einen Ort, an dem Menschen sich informieren, ob und – wenn ja – wie sie einen Zuzug realisieren könnten.“ Sogenannte Ankerpersonen aus der Region sollen Interessierte in einem Raum des Bahnhofs beraten, wo es zum Beispiel Wohnungen und Häuser zu mieten und zu kaufen gibt, wo die nächste Schule ist, was man unternehmen kann. Außerdem sollen Begegnungen zwischen Rückkehrern und Zugezogenen, auch Geflüchteten, geschaffen werden, um Vielfalt und Lebendigkeit im Dorfleben zu gewinnen. „Und wir müssen natürlich die Einheimischen mitnehmen“, ist sie überzeugt, „ihnen sich ihrer Qualitäten bewusstmachen, wertschätzend sein. Nur dann sind sie auch offen für die Neuankömmlinge. Nur so können wir gemeinsam etwas bewegen.“