Mit Milch Geld zu verdienen, ist schwierig geworden. Da macht sich Anja Hradetzky nichts vor. Sie versucht deswegen einen anderen Ansatz als die herkömmlichen Milchbetriebe. Die Kühe, die Hradetzky und ihr Mann gekauft haben, dürfen Tag und Nacht in der Uckermark auf der Weide stehen, haben Hörner und ihre Kälbchen werden nicht vom Gumminuckel gesäugt, sondern von einer Ammenkuh. Das kostet mehr. Hradetzky glaubt aber, dass ihre Kunden bereit sind, für mehr Bio und Ethik in der Landwirtschaft auch höhere Preise zu zahlen. Nicht im Supermarkt – der ist gar nicht ihr Ziel. „Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir direkt mit den Verbrauchern in Kontakt treten.“ Ihre Kunden sollen sie kennen, ihr vertrauen. Deswegen bloggt sie über ihren Hof „Stolze Kuh“, postet auf Facebook, sammelt Geld für die geplante Käserei über Crowdfunding ein. Obwohl der Hof ihr dafür kaum Zeit lässt. Mit ihrem Engagement hat sie die Nachbarn angesteckt. Gemeinsam veranstalten sie im Dorf nun Workshops: Mal geht es um Gemüseanbau, mal darum, wie man auch im kleinen Garten Hühner halten kann. Jeder kann teilnehmen – Landwirte genau wie neugierige Städter mit ihren Kindern. Hradetzkys Hoffnung: mehr Aufmerksamkeit auf die Alternativen zu lenken, die es zu den riesigen Agrarbetrieben gibt. Ist doch viel netter, wenn man die Kuh, von der die Milch stammt, persönlich kennt.