Leonore Kasper kennt die Herausforderungen. Da sind das Demographie-Problem, die eingeschränkte Mobilität im ländlichen Raum, die wachsenden demokratiefeindlichen Strukturen: Der Landkreis Leipzig bereitet ihr Sorge. Kulturelle Beteiligung für alle? Sie wäre mehr als wünschenswert, sei aber eine sehr große Aufgabe, sagt Kasper: „Insbesondere Kinder und Jugendliche sind abgeschnitten. Auf den Dörfern und in den Mittelzentren gibt es außer der Freiwilligen Feuerwehr oder dem Fußballverein kaum Angebote für sie.“
Seit sechs Jahren engagiert sich Leonore Kasper, die in Leipzig Medienkunst studiert hat, im Kunst- und Kulturverein „Schweizerhaus Püchau e.V.“. Das historische Gebäude gehört zur Anlage des Barockschlosses Püchau, einem bekannten Ausflugsziel. Früher befand sich in dem Bau aus dem 17. Jahrhundert die Wohnung des so genannten Oberschweizers – dem Mann, der für die gräfliche Rinderzucht verantwortlich war. Vor inzwischen zehn Jahren kaufte der Kulturverein das Schweizerhaus – und sorgte dafür, dass der Müll aus dem Gemäuer geschippt und das Dach repariert wurde.
„Das Schweizerhaus ist zwar inzwischen besenrein, aber immer noch stark sanierungsbedürftig“, sagt Kasper. Deshalb wird es, parallel zu seiner Renovierung, erst einmal als Kulisse genutzt. Vor dem Haus und im Garten finden Workshops statt, die Fassade dient als Kinoleinwand, die Fenster als Projektionsflächen. In den kommenden zwei Jahren wollen Leonore Kasper und die anderen Engagierten des Vereins das Schweizerhaus mit öffentlichkeitswirksamen Kunst-Aktionen bespielen: „Mit künstlerischen Methoden und einem Ideenwettbewerb möchten wir ausloten, wie eine spätere Nutzung konkret aussehen kann.“ Damit werden vor dieser Kulisse die Jugendlichen selbst als aktive Mitgestalter*innen ihres Heimatortes sichtbar.
Unterstützt wird die Umsetzung von Neulandgewinnerin Martina Jacobi aus Förderrunde 4 (2019 bis 2021). Das Schweizerhaus in Püchau soll zu einem Ort werden, der Kinder und Jugendliche mit Künstler*innen aus aller Welt bekannt macht – und so ihre eigenen künstlerischen und sozialen Kompetenzen entwickelt.