Auf dem Dorf kennt jeder jeden – so war es zumindest früher. Aber das ist lange her. Heute ist die Zeit knapp und die Distanz gewachsen. Um die Entfremdung zu verringern, hat Margret Feger in Belleben, Sachsen-Anhalt, die „Tafelrunde Bel(l)eben“ gegründet: In der ehemaligen Sparkassen-Filiale im Gemeindehaus ist ein Ort entstanden, an dem Menschen sich wieder begegnen.
Eigentlich ist Margret Feger eine Zugezogene. Vor 24 Jahren kamen die gelernte Laborantin, ihr Mann und die beiden Söhne nach Belleben; inzwischen fühlt sich der 700-Seelen-Ort wie ihre Heimat an. Schon vor fünf Jahren hatte Feger die Idee, einen Dorfladen zu eröffnen, stand mit ihrem Wunsch aber recht alleine da. Eine Befragung der Einwohner*innen zeigte 2021, dass sich Viele einfach einen Dorf-Treffpunkt wünschen. „Es gibt zwar einige Vereine hier, aber keinen Raum, in dem man sich einfach so mal treffen kann – ohne Mitglied werden zu müssen, unabhängig von Herkunft, Alter oder Beruf.“
Gemeinsam mit elf Menschen aus dem Dorf hat Margret Feger ihre Vision nun verwirklicht und den Verein „Mühlen-Ritter“ gegründet. Dort, wo einmal die Sparkasse ihre Kund*innen bediente, gibt es seit einem Jahr eine Tafel, an der sich mittwochs der „Kaffeeklatsch im Kassenraum“ versammelt. Am Anfang kamen nur Senioren, inzwischen „haben wir alle Jahrgänge hier“, sagt Feger.
Im Gemeindehaus werden auch Bücher getauscht. Und es gibt ein Regal, das sich mit Obst und Gemüse aus den privaten Gärten füllt – jede*r darf sich davon etwas nehmen. Geplant ist auch eine Krimi-Lesung sowie ein journalistisches Projekt: Margret Feger will ein Heft herausgeben, in dem sich Zugezogene und Alteingesessene gegenseitig interviewen. „Hinter all dem steht das Ziel, das Gemeinschaftsgefühl zu beleben – dafür sind Dörfer ja eigentlich bekannt!“