Was eine solide Brücke ausmacht? Da muss Klara Fries nicht lange überlegen – schließlich ist sie langjährige Pfadfinderin: „Sie muss verbinden, stabil sein, Sicherheit geben.“ Also genau so sein wie die Jugendarbeit, die Fries und ihre Mitstreiter in Anklam betreiben. „Bridges – Brücken – الجسور“ heißt ihr Projekt. Dessen Zentrum ist der städtische Bahnhof: Im Erdgeschoss und Garten des roten Ziegelgebäudes haben die Brückenbauer in den vergangenen zwei Jahren Freiräume für Kinder und Jugendliche geschaffen. „Hier wird ihnen zugehört. Hier können sie mitbestimmen, dürfen sich ausprobieren“, sagt Fries. Derzeit bauen sie auch die oberen Stockwerke aus. Dreimal die Woche kommt Fries extra aus Greifswald, um Aktivitäten im Haus zu koordinieren und die Jugendgruppenleiter zu unterstützen. Sie kocht, kickert, und bastelt mit den Jugendlichen oder spielt mit ihnen Frisbee. „Manche möchten auch einfach nur mit ihren Freunden quatschen“, sagt sie. Auch okay – der „Demokratiebahnhof“ soll ein Angebot sein, das jeder so nutzen kann, wie er mag. Bis zu 80 Jugendliche tun das mittlerweile regelmäßig. Seit im Sommer 2016 ein Konzert gegen Rechtsextremismus stattfand, ist der Bahnhof noch ein bisschen bekannter geworden. Der Rapper Marteria und die Punkband Feine Sahne Fischfilet traten auf, um die Arbeit des Jugendzentrums zu unterstützen. 2.000 Menschen hörten zu: Studenten und Flüchtlinge, Hartz-IV-Empfänger und auch einige Jugendliche, die sonst vielleicht eher zu rechten Veranstaltungen gehen. Der Demokratiebahnhof soll ein Ort sein, an dem Raum für sie alle ist: „Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Fries.