In Staßfurt südlich von Magdeburg hat sich lange Zeit vieles nur um eines gedreht: Salz. Und ab 1851 Kalisalz. Der Rohstoff wurde von hier in die Welt getragen, die Stadt dadurch zum Standort moderner Industrien. Jahrzehnte vor der Wende musste der Bergbau wegen Senkungsschäden eingestellt werden – in der Folge verlor die Stadt viele historische Gebäude, die einst das Stadtbild prägten.
2017 begann die Künstlerin Nikoline F. Kruse, im Rahmen von Ferienwerkstätten die Schaufenster leerstehender Häuser mit Kindern und Jugendlichen zu bemalen. „Es ist enorm, wie sich die Häuser durch die Farbe, aber vor allem durch die Freude der Kinder verändert haben,“ sagt sie. „Natürlich sind sie faktisch genauso kaputt und leer wie vorher, aber ihre Ausstrahlung hat sich völlig gewandelt: Jeder, der das Haus sieht, kann sich vom Frohsinn anstecken lassen“.
Aus dem Wunsch, mit Kunst und Kreativität das Stadtbild noch weiter zum Positiven zu verändern, entstand die Initiative „Bunte Insel Staßfurt“. Parallel initiierte die Stadt einen Leitbildprozess unter Mitarbeit etwa 60 aktiver Bürgerinnen und Bürger. Sie entwickelten im Zusammenspiel mit den Fachdiensten der Stadt Projektideen für Staßfurt, vom Citylauf über eine Flussufersäuberungsaktion bis hin zum Kunstprojekt „Licht in allen Läden“ der Initiative. Es entstand der Wunsch, diese gemeinsame Arbeit miteinander zum Wohle der Stadt fortzuführen. Dafür wird die Initiative „Bunte Insel“ mit der Stadt im Zentrum von Staßfurt ein Kreativbüro schaffen, eine Anlaufstelle für aktive Bürgerinnen und Bürger aller Altersstufen, besonders auch für die Kinder, um weitere Projekte zu planen und sich austauschen zu können. Dort werden Pläne gleich gemalt, Modelle gebaut und Ideen nehmen konkrete Gestalt an.
„Die Vernetzung und gemeinsame kreative Arbeit schafft Freude und ein Gefühl von Identität, Zugehörigkeit und Heimat,“ sagt Nikoline F. Kruse, „Und dann trauen sich die Menschen auch, ihre wirklichen Wünsche für die Stadt mitzuteilen. Wir haben das große Glück, dass die Stadt sich hinter uns stellt und durch den Leitbildprozess schon viel Vorarbeit geleistet hat“, freut sich Frau Kruse. „Für die Bürgerinnen und Bürger bilden wir nun eine ‚Saline‘ der Kreativität, als Basis einer gesunden, lebenswerten Stadt.“