Den Heimatverein in Mösthinsdorf gibt es seit 1990. Er hat momentan 122 Mitglieder und seit 2020 ein modernes, flexibel nutzbares Gebäude direkt neben der Rast- und Konzertkirche: das offene Haus der Begegnung. Neben der Tagespflege wird das Haus vor allem für die Bastelgruppe, den Zeichenkurs, als Ausgangspunkt für Kräuterwanderungen und für die Verarbeitung der gesammelten Kräuter sowie für das Sonntagscafé mit den weithin berühmten Torten aus dem Dorf genutzt. Außerdem finden dort viele (Musik)Veranstaltungen für alle Generationen statt.
Aufbauend auf dieses Kultur- und Musikprogramm, das jährlich etwa 2.500 Besucher anzieht, werden zukünftig auch Veranstaltungen für die Bildung für nachhaltige Entwicklung stattfinden. Viele Fragen zu Klima- und Umweltschutz, auch zur Anpassung an die Veränderungen treiben die Bewohner*innen der Region rund um den Petersberg um. Als „Kräuterfrau“ hat Miriam Seibel bei ihren Führungen immer wieder darauf hingewiesen, dass der letzte Sommer extrem heiß und trocken war. Viele Kräuter konnte sie gar nicht mehr zeigen, weil sie einfach verdorrt waren.
Seibels Idee ist es, das traditionelle Wissen und die früher üblichen Umgangsweisen mit Wasser, Boden, Nahrungsmitteln wieder ins Bewusstsein zu rufen und mit modernen, digitalen Mitteln zu verbreiten. Der Kräuterwanderung folgen dann auf einer Nachbarschaftsplattform nochmal detaillierte Hinweise auf die gesammelten Kräuter und deren Nutzungsmöglichkeiten. Aber solche Plattform kann auch als Tauschbörse und regionale Mitfahrzentrale genutzt werden, um Ressourcen zu sparen. Und wenn die Digitalisierung im Dorf Widerhall findet, kann eine Kompetenzdatenbank entstehen oder Vorträge können in andere Ortsteile der Gemeinde Petersberg gestreamt werden. Durch den Transfer alten Wissens in moderne Lebensrealitäten werden – davon ist Seibel überzeugt – die Entscheidungskompetenzen gestärkt und mittelfristig regionale Flora und Fauna bewahrt.
Damit Tradition und Zukunft verbunden werden, möchte Miriam Seibel Interviews mit den Ältesten im Ort führen und die Filme auf der Vereinswebseite zeigen. So kann Heimatgeschichte bewahrt werden und sind die Kompetenzen der Dorfbewohner*innen abrufbar. Und noch eine weitere Vermittlungsleistung steckt in diesen Aktivitäten: Menschen aus der naheliegenden Stadt Halle können von den Angeboten in Mösthinsdorf profitieren und ihre eigenen Kompetenzen, besonders in der Umweltbildung und Erfahrungen aus urbanen Versuchen nachhaltig zu eben, in einen offenen Austausch einbringen.