Was hält eine Dorfgemeinschaft zusammen? Für Pouch ist Bettina Lampadius-Gaube überzeugt: Lehm und Mehl. Beides begegnet sich in dem Lehmbackofen in einem Nebengebäude des Pfarrhauses. Dort hatte die Pastorin hinter einer Metallplatte einen, wie sie sagt, „wunderbaren Ofen mit einer perfekt gemauerten Kuppel“ entdeckt, der seit wohl 100 Jahren nicht mehr benutzt wurde. Lampadius-Gaube stellte ihren Fund im Gemeindekirchenrat vor – und stieß vor allem bei den Männern auf große Begeisterung: „Den müssen wir wieder herrichten!“
Der Poucher Lehmofen, inzwischen dank intensiver fachlicher wie praktischer Unterstützung der Denkmalpflege und diversen Fundraising-Aktionen wieder voll funktionsfähig, sei einer der letzten seiner Art in der Region, sagt die Pfarrerin. Dass er stillgelegt und nicht mehr benutzt wurde, lag an den Bäckereien, die im Ort entstanden – fünf gab es zu Spitzenzeiten in Pouch. Zu einem dieser ehemaligen Bäcker aus dem Ort lief Bettina Lampadius-Gaube mit ihrer Entdeckung – heute ist er Teil des Projekts und gibt sein Wissen weiter.
Es genüge nicht, ein Backhaus zu renovieren, man müsse es auch betreiben, sagt die Poucher Pastorin. Sie will eine feste Backgruppe aufbauen, die handwerklich und pädagogisch so geschult ist, dass sie sowohl Kindern als auch Erwachsenen Angebote machen kann. Lampadius-Gaube geht es dabei nicht nur um das eigene Dorf: „Wir wollen nicht für uns bleiben, sondern den Blick auf andere Backinitiativen weiten und mit ihnen landauf und landab eine Plattform entwickeln, auf der wir uns vernetzen können.“ Ganz regelmäßig soll künftig in Pouch gebacken werden, es sollen Wochenend-Seminare und Verkostungen stattfinden, am liebsten flankiert von kulturellen Veranstaltungen. Bettina Lampadius-Gaube stellt sich vor, dass die Backtage – wenn also der Ofen drei Tage lang eingeheizt wurde und seine über 300 Grad erreicht hat – zu echten Highlights werden. Alle sollen einfach vorbeikommen, mitkneten und dabei über Politik und Kultur, über Kindererziehung und Gesundheit ins Gespräch kommen.
Nicht zuletzt soll das Poucher Brot auch einen Beitrag zur regionalen Identität leisten. Nach allen Regeln der Kunst will die Backgruppe, unterstützt von der professionellen Unterstützung einer benachbarten Bio-Bäckerin, ihre eigenen Rezepte entwickeln. Für Brot und Kekse aus dem Lehmbackofen – aber auch für ein neues Miteinander in Dorf und Region.