Bad Wildungen: Das Städtchen liegt im südlichen Landkreis von Waldeck Frankenberg, ist ländlich geprägt und eine Fahrstunde bis nach Kassel. Hanna Pohlmann, die Politik und Ökonomie studiert hat, würde gerne wieder zurück aufs Land ziehen. „Doch manche Themen sind auf dem Dorf nicht so anschlussfähig“, meint sie. Das berufliche Angebot für Geisteswissenschaftler*innen ist überschaubar, Mietwohnungen – geschweige denn gemeinschaftliche Wohnformen – gibt es kaum, die Nutzung von fossiler Infrastruktur ist unvermeidbar und vielen Menschen wird die Teilhabe in kultureller und ökonomischer Hinsicht erschwert. Wie also lässt sich das ändern? Für eine Einzelperson wirken solch große Herausforderungen schnell überwältigend.

Daher sucht Hanna gemeinsam mit dem Verein Kompost Ensemble nach Wegen für ein gutes Leben auf dem Lande. Mit ihnen zusammen wird sie eine Werkstattwoche für Emanzipatorische Ländlichkeiten veranstalten, eine Sommerschule. Dort können Landinteressierte miteinander in Austausch gehen. Zentrale Themen werden Wohnen, Arbeit und Care sein – wer bleibt zu Hause und kümmert sich um die Kinder? – sowie Mobilität und Landwirtschaft. Um das Format nach außen zu öffnen, sind einerseits Exkursionen zu bestimmten Initiativen in der Gegend geplant, werden andererseits Initiativen eingeladen, die ihre Arbeit präsentieren. Dabei sollen traditionelle Formen wie Kaffeekränzchen und Backen am Backhaus eingeflochten werden. Außerdem wird die Sommerschule um Podiumsdiskussionen angereichert werden sowie Lesungen, Konzerte und Kochabende, bei denen konkret die lokale Bevölkerung und alle Interessierten willkommen sind.

Von Vorteil ist, dass die Leute vom Kompost Ensemble einige Erfahrung besitzen und gut in der Region vernetzt sind. Außerdem haben sie in den letzten Jahren schon für einige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gesorgt: Sowohl mit einer Fahrradtour von Marburg nach Kassel – von Commons-Projekt zu Commons-Projekt – wo sie Wissen über Gemeinschaften und Ländlichkeiten gesammelt und es auf Tischdecken, in Sound und Poesie dokumentiert und auf der Documenta Fifteen präsentiert haben, so wie bei mehreren kleineren partizipativen Kunst-Projekten im nahen Homberg (Efze). Auf diese Art und Weise möchten sie auch anderen vermitteln, dass sie etwas zur gesellschaftlichen Veränderung beitragen können. Hoffend, dass sie so in Richtung einer sozial-ökologischen Transformation hin zu einem guten Leben auf dem Lande etwas bewirken können – step by step, von Werkstattwoche zu Werkstattwoche hin zu Emanzipatorischen Ländlichkeiten, so wie ihr Projekt heißt.