Marika Vetter stand schon als Jugendliche an der Tischkreissäge, entwarf und baute später Holztreppen. Sie weiß mit Abbruchhammer, Kettensäge und Gewindeschneider umzugehen. Eigentlich wollte sie Tischlerin oder Stukkateurin werden, aber sie bekam weder einen Praktikumsplatz noch eine Lehrstelle. Nicht schlimm, fand ihre Mutter, die sie nicht gerne in einem „Männerberuf“ sehen wollte. Marika Vetter studierte Tourismuswirtschaft und Sozialpädagogik. Seit acht Jahren arbeitet sie für die Diakonie in der Migrations- und Flüchtlingssozialarbeit.
Aber das Thema Bauen hat sie nicht losgelassen. Die Alte Post in Melaune, ein Hof, auf dem sie nach dem Studium gemeinsam mit Freund*innen einzog, hat sie inzwischen als Bauleiterin und Bauarbeiterin in Personalunion saniert. „Aber ich bin ständig gefragt worden, wo denn hier der Bauherr sei? Am Bau erfahre ich offene, direkte, tägliche Verspottung.“ Vetter lebt ihrer Tochter vor, dass Bauen keine Männerdomäne ist – und trotzdem kommt die Kleine aus der Kita und erklärt, dass nur Männer einen Traktor fahren könnten. „Die Gesellschaft produziert immer weiter dieselben Stereotype“, sagt Vetter.
Deshalb hat sie nun ein Projekt aufgesetzt: „Frau(en) als Handwerkerin(nen) am Bau“. Ziel der Initiative ist es, Frauen in diesen Tätigkeiten untereinander zu vernetzen, ihre Erfahrungen zu dokumentieren und öffentlich sichtbar zu machen. Auch einen Dokumentarfilm und eine eigene Plattform zum Thema Handwerkerinnen am Bau plant Vetter – um die Bedingungen für künftige Generationen zu verbessern. „Für mich ist eine Gesellschaft lebenswert“, sagt sie, „in der die Vielfalt der Menschen akzeptiert und erwünscht ist.“ Und in der Frauen zugetraut wird, auch mit einem Betonmischer umzugehen.