Das Problem mit dem „Haus der Möglichkeiten“ war von Beginn an, was alles nicht möglich war, zum Beispiel durch das Fehlen von Strom und Wasser. „2011 war der Druck so hoch, dass die Stadt uns irgendetwas geben musste“, erzählt Martin Rech. „Uns“, das ist der Verein „Pößneck Alternativer Freiraum“ (PAF e.V.), und eine Menge Jugendlicher ab 16 Jahren, die in der größten Stadt des Saale-Orla-Kreises buchstäblich keinen Raum hatten, um sich zu treffen, etwas anzufangen, sich zu entfalten. Seitdem haben sie durchgehalten und viele Möglichkeiten in dem alten Industriegebäude an der B 281 geschaffen. Es gibt Werkstätten, eine Galerie, einen Saal mit Bar, der vor Corona rund 100 Konzerte im Jahr ermöglichte, Punk, Rap, Metal, LiedermacherInnen; wer immer sich auf die Bühne traute. „Es ist ein Ort, an dem sich junge Menschen künstlerisch, handwerklich und vor allem frei ausleben können“, sagt Rech. Er selbst hat als Volleyballtrainer, Jugendwart im Verein und DJ viele Erfahrungen mit Jugendlichen gemacht, die in eine Erkenntnis münden: „Sie brauchen Freiräume.“ Zum Gärtnern im Hof, um Graffiti zu sprühen, Selbstverteidigung zu üben, einfach nur abzuhängen.
Als Neulandgewinner kann er bald noch mehr möglich machen: Eine Siebdruckmaschine wird angeschafft, eine Künstlerwohnung für auftretende Gäste hergerichtet, ein Sportraum für Boxen oder Jiu Jitsu. Es geht aber nicht nur um Freizeitgestaltung: „Viele hier sind sehr reflektiert und engagiert.“ So entstand ein Film über das Flüchtlingscamp im Ort, es gibt Führungen zum jüdischen Leben anhand der „Stolpersteine“ in Pößneck. „Hier geschieht viel, was die Demokratie in Pößneck stärkt“, sagt Rech. Ein wichtiger Punkt, angesichts rechtsextremer Gruppen in der Stadt.