Wer mit Anne Hartmann zusammenarbeitet, muss damit rechnen, dass ihm die ganz großen Fragen gestellt werden: „Warum bist Du hier?“ oder „Was erhoffst Du Dir vom Leben?“ Das Tolle ist, dass sich im Oderbruch immer wieder Menschen finden, die darauf bereitwillig antworten. Ohne diese Freiwilligen wäre das Projekt „Heim(at)arbeit“ nicht möglich. Gemeinsam mit dem Verein Akademie für Landschaftskommunikation hat die Landschaftsplanerin Anne Hartmann das Unterrichtsmodul für Schüler der 8. und 9. Klasse entwickelt. Indem die Jugendlichen den Projektpartnern, aber auch ihren Eltern oder Lehrern Fragen stellen, sollen sie mögliche Lebensentwürfe im Oderbruch kennenlernen. Die seien oft bunter als die Schüler das erwarten, sagt Hartmann. Besonders anschaulich wird das während des gemeinsamen Ausflugs in die Region. Einen Tag lang fahren Betreuer mit bis zu vier Jugendlichen im Auto zu ausgewählten Gesprächspartnern: zum Beispiel einer Korbflechterin, die nebenbei ein Museum betreibt. Oder einer Berufschullehrerin, die jeden Tag bereitwillig 1,5 Stunden zur Arbeit pendelt, weil sie an ihrem Zuhause hängt. Ebenfalls in Hartmanns Kartei: ein Förster, ein Senfproduzent, ein Kfz-Mechaniker, eine Grafikerin, ein Tierarzt. Menschen mit zum Teil „eckigen Biografien, die sich bewusst entschieden haben hier zu leben und mit den Umständen klarzukommen“, sagt Hartmann. Nach der Exkursion diskutieren die Schüler ihre Eindrücke. 260 Jugendliche haben so seit 2012 ihre Heimat erkundet. Sie selbst lerne das Oderbruch auch jedes Mal ein bisschen besser kennen, sagt die Initiatorin. Jetzt muss Anne Hartmann das Projekt aber erstmal abgeben: Sie hat ein Kind bekommen. Was wird sie ihm einmal über das Oderbruch erzählen? Abwarten, sagt Hartmann. „Ich hoffe, dass es mir ganz viele Fragen stellt.“