Manchmal seien die Menschen in Löbau offen für Neues, sagt Abdulrahman Ahmed. Manchmal beobachteten sie die Fremden interessiert, bei einem Fest zum Beispiel, und stellten dann fest: Von ihnen ist ja gar nichts zu befürchten. Manchmal führten solche Begegnungen sogar dazu, dass man sich danach grüße, gut übereinander spreche.

Abdulrahman Ahmad weiß um die Kraft der persönlichen Begegnung zwischen Geflüchteten und Einheimischen, zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen – deshalb will er Chancen für Begegnung in Löbau schaffen, in möglichst großem Maßstab. Seit acht Jahren lebt der 39-jährige Syrer mit seiner Familie in der Kreisstadt in der Oberlausitz, spürt viel Anfeindung. Auch seine Frau und seine fünf Kinder kennen die Schwierigkeit eines Neuanfangs in Sachsen. Seit fünf Jahren engagiert sich Ahmad ehrenamtlich im „Café Solidarité“ – ins Leben gerufen vom Verein „Augen auf“. Er kocht dort Kaffee, übersetzt Arztbriefe, spielt mit Kindern – und moderiert den Dialog zwischen den Kulturen.

Als Neulandgewinner will er das noch einmal intensivieren. Das Café an mehr Tagen öffnen, den Umsonstladen gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen übernehmen. Er plant Feste und Veranstaltungen, zum Beispiel zum islamischen Zuckerfest oder dem Neujahrsfest Newroz. Er will die kulinarischen Spezialitäten seiner Heimat teilen, denkt über einen internationalen, nicht kommerziellen Partyservice nach. „Inklusion mit Genuss“, so fasst er die unterschiedlichen Bausteine seines Projekts zusammen. Denn er weiß: Über das Thema Essen gelingt Austausch viel leichter.

Vor kurzem haben ihn zwei 18-jährige angesprochen. „Wir wählen AfD“, sagten sie, „Aber dich mörgen wir, du bist ein guter Mensch“. Abdulrahman Ahmad hat geantwortet: „Die anderen Fremden hier sind auch gut!“ Er will „schlechte Gedanken wie Seifenblasen zerplatzen lassen“. Vielleicht, so seine Hoffnung, wird Löbau dann ein Beispiel dafür, wie ein gutes Miteinander in Sachsen funktioniert.