Die Bilder des Sommerkonzerts zeigen einen großen Innenhof voller Gäste, bunte Wimpel- und Lichterketten baumeln über ihren Köpfen, überall stehen Grüppchen von Menschen, die sich offensichtlich sehr gut unterhalten. Als Stadtplanerin „mit Leidenschaft für den ländlichen Raum“, wie Conny Fiebig sich selbst beschreibt, ist das jährliche Konsum-Konzert für sie ein Sinnbild ihrer Vision, im 450-Einwohner*innen-Dorf Ermstedt einen Ort zu schaffen, der nicht nur Kultur, Bildung, Unterhaltung bietet – sondern vor allem Raum zur Begegnung.
Vor knapp fünf Jahren haben Fiebig und ihr Mann einen alten Dreiseithof in Thüringen gekauft und saniert. Als sie mit dem privaten Wohnhaus nahezu fertig waren, kam das straßenseitige Nebengebäude an die Reihe: der frühere Dorf-Konsum, stillgelegt seit den 80er Jahren. „Es gibt ein paar Vereine in Ermstedt, ein kirchliches Umfeld, Erntedenkfeste und Weihnachtsfeiern , aber keinen alltäglichen Begegnungsort. Eine Kneipe, ein Café oder andere Treffpunkte sucht man hier vergeblich.“
Conny Fiebig arbeitet in der Verwaltung, in einem „eher trockenen Job“. Dass sie mit dem 2024 gegründeten gemeinnützigen Verein „Konsum Ermstedt“ vieles ausprobieren kann, sich durchs Machen vorantastet, gefällt ihr als Gegensatz sehr gut. „Zentral in unserer Planung ist das Begegnungscafé, das ab Mitte 2025 regelmäßig öffnen soll. Was darüber hinaus konkret stattfindet, kann ich noch gar nicht sagen. Wir haben bislang die Dorfkino-Abende, einen Büchertauschschrank, Konzerte und Spieleabende. In der Gruppe derer, die sich für den Konsum engagieren, kommen viele Ideen auf, zum Beispiel für einen Origami-Workshop oder gemeinsames Stollenbacken. Es ist wichtig, dass sich möglichst viele aktiv einbringen und den Raum gemeinsam bespielen.“
Ein großer Wunsch, den Fiebig immer wieder hört, ist ein regelmäßiger Kneipenabend. Eine neue Küchenzeile wird nun angeschafft, ein kluges Raumkonzept für einen wirklich multifunktionalen Raum entwickelt. Denkbar ist der Konsum aber auch als Lieferort für regionale Lebensmittel oder Brötchenbestellungen, für CoWorking-Arbeitsplätze oder Handwerks-Kurse. Vor allem aber sollen die Menschen aus dem Dorf dort ihre Stärken und Talente anderen näher bringen können. Orientiert am konkreten Bedarf im Dorf wollen Conny Fiebig und die anderen Engagierten so Stück für Stück etwas ins zurückholen, wofür das die meisten Ermstedter*innen momentan noch in die Stadt fahren.