Wer nach positiven Aspekten der Corona-Pandemie sucht, könnte Theo Hornawsky und die Kulturbrennerei in Ganzlin als Beispiel heranziehen: Hornawsky, 23, selbstständiger Handwerker und Stuckateur, suchte nach dem Abitur in Pandemie-Zeiten gemeinsam mit Freund*innen nach einem Ort, an dem sie ihr soziales Leben weiterführen konnten. Sie fanden: die alte Schnapsbrennerei in Ganzlin.
Also gründeten sie den Verein „Kulturbrennerei Ganzlin“ und übernahmen das weitläufige Gelände mit dem markanten Schlot, das zuvor ein anderer Verein genutzt hatte. Ihr Ziel: einen ländlichen Ort zur Verfügung zu stellen, den jung und alt, Städter und Landbewohnende, Menschen unterschiedlicher Herkunft, FLINTA* und alle mit Lust auf Gemeinschaft nutzen können. „Am besten finden wir, wenn die Leute selbst ein Angebot machen. Wir stellen ihnen dann die Ressourcen und den Ort zur Verfügung“, sagt Hornawsky. Gemeinsam hat die Freundes-Gruppe, rund 20 Personen hauptsächlich aus Hamburg und Berlin, an vielen Wochenenden das Haupthaus renoviert, eine große Küche eingebaut und bisher 25 Schlafplätze geschaffen. Übernommen haben sie eine voll ausgestattete Holzwerksatt für Workshops, auch Lehmbau-Kurse sind auf dem Gelände möglich.
Als neuer Verein sind Theo Hornawsky und seine Mitstreiter*innen auf andere Vereine in der Region zugegangen, haben sich beim Bürgermeister vorgestellt und waren beim örtlichen Fußballverein – alle sollen sich eingeladen fühlen, dabei zu sein. Schon zwei Mal hat die Gruppe ein kleines Festival mit Bands, DJs und Workshops organisiert. Das kam gut an – auch bei den Jugendlichen aus der Umgebung, knapp 300 Leute waren da. „Ich mag das Gemeinschaftliche an diesem Ort“, sagt Hornawsky, „dass wir gemeinsam planen, organisieren, Ideen spinnen.“ Er weiß aber auch, dass es noch Zeit und viel Netzwerkarbeit braucht, bis der Veranstaltungskalender der Kulturbrennerei voll ist – und das Gelände der gewünschte Ort der Vielfalt.