Es komme schon mal vor, sagt Cornelia Kluge, dass Eltern beim ersten Besuch auf dem Hof einen etwas verlorenen Eindruck machten, schließlich entspreche das Lebenskonzept aus gemeinschaftlichem Wohnen und Kulturbetrieb nicht unbedingt dem der gesellschaftlichen Mehrheit. Doch spätestens, wenn sie ihre Kinder bei der Abschlussvorführung des Zirkuskurses hochkonzentriert und glücklich auf dem Einrad fahren, jonglieren oder akrobatische Nummern aufführen sehen, löse sich dieses Gefühl schnell auf.
Cornelia Kluge, Lehrerin an einer Montessori-Schule und Tanzpädagogin, ist vor sieben Jahren gemeinsam mit ihren fünf Mitstreiter*innen auf einen Vierseithof gezogen und hat den Verein Kulturscheune Weiditz gegründet. Einfach nur wohnen war der Gruppe zu wenig, deshalb haben sie sich vorgenommen, das Leben auf dem mittelsächsischen Land möglichst bunt zu gestalten und durch kulturelle Veranstaltungen die Dorfbewohnenden mit Menschen unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft zusammenzubringen – um, na klar, Vorurteile abzubauen und Toleranz zu fördern. Im Angebot: Zirkuskurse und -ferienlager, ein Kulturcafé mit verschiedenen Veranstaltungsformaten, eine feministische Aktionswoche im Rahmen des Weltfrauentages und einmal im Jahr ein großes Hoffest.
Cornelia Kluge ist es wichtig, erst einmal jede und jeden willkommen zu heißen, egal in welcher Stimmung und mit welcher Einstellung die Person kommt. Es komme aber vor, dass sie auf Menschen treffe, die viel durchgemacht, viel verloren und vielleicht deshalb resigniert haben. Die enttäuscht wurden und Berührungsängste haben, weil sie ihre Region vielleicht noch nie verlassen haben. „Die Kinder und unser niedrigschwelliges Angebot, das allen Interessierten unabhängig ihrer finanziellen Situation offensteht, sind aber immer ein guter Einstieg, um ins Gespräch zu kommen“, sagt Kluge. „Die meisten kommen wieder.“