Wie alteingesessene Dorfbewohnerinnen und -bewohner wohl reagieren, wenn man ihnen mit so etwas kommt: Community Organizing, Selbstwerterfahrung, Partizipationsstrukturen – und all dies vorgebracht von einem Verein namens UtopienSpielplatz e.V.? Das Problem liegt in der Fragestellung; wieso, das kann Tabea Seeßelberg gut vermitteln. „Wenn man sich offen und auf gleicher Augenhöhe begegnet, sind die Menschen hier immer für einen Schnack zu haben, und sie sind sehr herzlich.“ Mehr Anlässe für solche Begegnungen zu schaffen, und eine gemeinsame, dauerhafte Entwicklung des Dorfs Wichmar, haben sich Seeßelberg und ein gutes Dutzend andere junge Leute im Dorf vorgenommen. Das junge Wohnprojekt, gut zur Hälfte Studierende, besteht schon länger in Wichmar, per Rad und Bahn ist es keine halbe Stunde zur Universität in Jena. Um keine akademische Parallelgesellschaft auf dem Dorf zu bleiben, setzen Tabea Seeßelberg und ihre Mitstreitenden auf aktive Teilnahme am Dorfleben. Die Anthropologie-Studentin sitzt seit 2019 im Gemeinderat und hilft im Dorfarchiv, ein Mit-Utopist ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Mitglieder des Wohnprojekts gehen zu Grillabenden auf dem Sportplatz, Nachbarinnen und Nachbarn im Dorf werden im Gegenzug zum Apfelsaft-Pressen, zu Workshopwochenenden und Adventskonzerten eingeladen. Zukünftig soll es noch mehr Angebote und Begegnungsorte geben, am besten gemeinsam von Neuzugezogenen und Alteingesessenen entwickelt. „Demokratieentwicklung von unten“ ist das Ziel, der Bürgermeister findet’s gut, alles Weitere braucht Zeit und guten Willen auf allen Seiten.