Wer etwas Neues beginnt, ahnt manchmal nicht im Entferntesten, was daraus erwachsen kann. „Ich habe doch nur etwas gegründet, damit hier wieder etwas los ist“, sagt Stephanie Auras-Lehmann fast entschuldigend. Ihre Mission: Menschen die Rückkehr in die Heimat aufs Land ermöglichen. Nur wenige Jahre später ist ihr Thema in die obersten Etagen der Politik angekommen, es gibt ein eigenes Bundesprogramm, selbst der Bundespräsident hat die Entwicklung des ländlichen Raumes zu einem seiner Arbeitsschwerpunkte erklärt. Kein Wunder also, dass Stephanie Auras-Lehmann mittlerweile eine auch von den Medien begehrte Expertin ist. Sicher auch deswegen, weil sie ihre eigene Rückkehrgeschichte in dem Buch „Heeme“ niedergeschrieben hat.
Ende 2015 hatte die gelernte Social-Media-Managerin in Finsterwalde im südlichen Brandenburg zunächst die Initiative „Comeback Elbe-Elster“ gegründet – eine Anlaufstelle für Rückkehrer und Zuzügler. „Egal ob die Leute nach Arbeit oder Wohnungen suchen, nach sozialem Anschluss oder Schulen für die Kinder – wir unterstützen sie dabei.“ Dafür wurde sie bereits Neulandgewinnerin des Landes Brandenburg der vergangenen Förderrunde. Und das zu Recht.
Denn heute ist ihr Büro außerdem Geschäftsstelle von 13 weiteren Rückkehrerprojekten in Brandenburg, die von ihrer Kollegin Sandra Spletzer geleitet wird. Und weil das Ausbluten des Landes nicht nur ein ostdeutsches Phänomen ist, hat Auras-Lehmann nun die nächste Entwicklungsstufe eingeläutet: Die Initiative „Hüben wie drüben“ will die Erfahrungen von Projekten auch aus Westdeutschland zum gegenseitigen Nutzen für den ländlichen Raum nutzen. Zunächst hat sie dazu ein Tandem „gebaut“ mit dem Projekt „Heimvorteil“ aus dem Hochsauerlandkreis in NRW. „Es gibt gegenseitige Besuche, Hospitationen, alles wird wissenschaftlich begleitet“, so Auras-Lehmann.
Vor dem Hintergrund von 30 Jahren Wiedervereinigung ein überfälliges Projekt, schließlich sind die Probleme und Motivationen ähnlich. „Die Kinder in der Nähe von Oma und Opa aufwachsen lassen, wenig und teurer Wohnraum in den Städten, nicht mehr so karrierefixiert sein“, zählt die Brandenburgerin auf. Für das Thema sollte es eigentlich eine bundesweite Dachorganisation geben. Aber keine Sorge: Der Weg von Frau Auras-Lehmann ist schließlich noch nicht zu Ende.