Wer glaubt, dass Pioniere nur in den Städten an der Zukunft basteln, irrt gewaltig. Sie finden sich auch im äußersten Osten der Republik, in Spuckweite zur Neiße. Zum Beispiel in Klein Priebus. Gut 120 Einwohner, vielleicht 30 Häuser, eine Pension. Und eben die „Raumpioniere“ Jan Hufenbach und seine Partnerin Arielle Kohlschmidt. „Wir wollen mit unserem Projekt Menschen aus der Stadt für das Leben auf dem Land begeistern“, sagt Hufenbach. Er weiß, wovon er spricht. Schließlich lebte der gebürtige Flensburger zehn Jahre in Berlin – ehe seine Freundin ihn an die Neiße lockte. „Und das habe ich nie bereut.“
Im Gegenteil. Das ehrenamtliche Projekt „Raumpionierstation Oberlausitz“ lädt Menschen insbesondere aus Dresden und Berlin ein, sich live und in Farbe das Leben im satten Grün anzusehen, um auf den Geschmack des Landes zu kommen. „Es kamen aber auch schon Deutsche aus Schweden und Norwegen“, so Hufenbach. Und die möglichen Zuzügler und Rückkehrer werden immer mehr. In einem lockeren Gespräch berichten sie den Stadtmüden von ihren Erfahrungen, von Jobmöglichkeiten, von Kitas und Schulen, von der Gemeinschaft. Und natürlich von der Freude des einfachen Lebens, das so voll sein kann. Ganz zu schweigen von den viel geringeren Lebenshaltungskosten. „Viele sind danach total begeistert“, sagt der Chef einer Kreativagentur. „Und kommen in unsere Region.“
Nun gehen die beiden den nächsten Schritt: Mit all ihrem Knowhow, den Netzwerken und Kontakten wollen sie in die Kommunen der Lausitz reisen, um die Stadt-Verantwortlichen vor Ort für Projekte zu begeistern, die ihre Dörfer attraktiver machen und damit etwas gegen das weitere Ausbluten tun können. „Wir sagen: Guck mal, lieber Bürgermeister, hier hast Du einen Bauchladen von tollen Projekten, davon kannst Du Dir drei aussuchen. Wir zeigen Dir, wie das geht, dafür musst Räume und Menschen zur Verfügung stellen.“ Vielleicht gibt es auch Exkursionen zu diesen Orten des Gelingens. Dann natürlich mit ihrem Opel Blitz, Baujahr 1962 – ein ausrangierter Feuerwehrwagen. Hufenbach: „Damit fallen wir überall auf.“