„Man könnte“ und „man müsste“ hörte Doris Walther immer und immer wieder. Bis sie es nicht mehr hören konnte. Also nahmen sie und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter die Entwicklung des kleinen Rüsseina selbst in die Hand. Und das war dringend nötig. Denn wie viele kleine Orte, die heute Ziel der Stadtflüchtigen sind, ist auch der Gemeindeteil von Nossen westlich von Dresden nicht so richtig vorbereitet: seit Jahren fehlen ehemals vorhandene Strukturen wie Schulen, Kindergärten, Poststellen, Gaststädten … – „alles Orte der Kommunikation“, fasst es Frau Walther zusammen. „Hier gibt es einfach kaum noch Möglichkeiten, den Alltag miteinander zu teilen“, sagt sie. Zwar gebe es ein jährliches Dorffest, aber das habe kaum nachhaltige Wirkung. Und da es auch keine Läden oder Treffpunkte gebe, mangele es an Begegnungsorten, an denen das Gemeinschaftsgefühl weiter gestärkt werden könne. „Genau danach sehnen sich aber viele“, so Doris Walther.
Und wo kann man Sehnsucht besser stillen als mitten im Herz – im Zentrum des Dorfs: Rund um die alte Feuerwehr war ehemals ein lebendiger Raum in Rüsseina, nun soll dort eine kleine Backstube entstehen, in der man gemeinschaftlich „nicht nur kleine Brötchen“ backen, sondern vielleicht auch die richtigen Zutaten für eine gemeinsame Zukunft finden kann. „Die Menschen können hier wieder lernen, was Nähe bedeutet und sich darauf einlassen, Hilfe anzunehmen und zu verstehen, dass das total in Ordnung ist“, sagt Frau Walther. „Nur so können wir erreichen, dass sich alle Bewohnerinnen und Bewohner in Rüsseina langfristig gut aufgehoben fühlen und eine solidarische Gemeinschaft entsteht.“