Es kann schon mal vorkommen, dass Yvonne Ammer verkleidet durch die Altenburger Innenstadt läuft und mit einem Megafon die Menschen daran erinnert, fröhlich zu sein. Die gelernte Friseurmeisterin will Lebensfreude verbreiten und den Menschen Mut machen, ihr Potenzial zu entfalten. Dafür schafft sie jetzt eigens einen Ort: Den soziokulturellen Friseursalon „Schnitt und Schnittchen“, der Soziokultur, Stadtentwicklung und schöne Haare verbindet. „In Altenburg gibt es an allen Ecken und Enden Herausforderungen. Das Schlimmste aber ist, die Leute glauben nicht mehr, dass sie etwas ändern können“, erzählt Yvonne Ammer. Diesen Pessimismus will sie mit Kunstaktionen und Dialogformaten im neuen Salon in Tatendrang umkehren.
Das Haare schneiden ist hier eher Mittel zum Zweck, um ins Gespräch zu kommen. „Im Frisierstuhl, mit Schnittchen und einer Tasse Tee in der Hand, haben die Menschen keine Hemmungen zu reden“, weiß Yvonne Ammer. In einer Art Testlauf während einer beruflichen Auszeit stellte sie fest: Bei ihr erzählen von Teenager bis Uroma vor allem auch jene Stadtbewohnerinnen und -bewohner von ihren Sorgen und Wünschen, die bei Bürgerbeteiligungsprozessen oft nicht erreicht werden. Ihnen schenkt Yvonne Ammer ein offenes Ohr und kitzelt beispielsweise mit einem selbst entwickelten Stadtentwicklungskartenspiel verborgene Talente und Ideen hervor. Als gut vernetzte Altenburgerin weiß sie oft direkt, wo in der Stadt sich diese schlummernden Potenziale entfalten und die Menschen eben doch etwas verändern könnten. Fehlt es nur an einem Ort, die Ideen in die Tat umzusetzen, will sie auch hierfür ihren Salon zur Verfügung stellen: „Schnitt und Schnittchen ist ein Ort für und von allen.“