Dass Fürstenberg/Havel bald ein Prototyp für eine gemeinwohlorientierte digitale Stadt der Zukunft sein könnte, das liegt vor allem an Daniel Domscheit-Berg. 2011 ist er mit seiner Familie in die Kleinstadt im Norden Brandenburgs gezogen und gründete gemeinsam mit anderen den Verstehbahnhof: Ein MakerSpace, in dem sich vor allem Jugendliche spielerisch mit 3D-Druckern, Lasercuttern und Programmierung ausprobieren. Nun hebt er das Projekt auf eine neue Stufe. Mit einem eigenen Rechenzentrum, das die erzeugten Daten schnell, sicher und vor allem lokal verarbeitet. „Wir wollen eine Referenz dafür schaffen, dass sich eine Stadt ihre digitale Infrastruktur dezentral, unabhängig und zivilgesellschaftlich organisieren kann“, so Domscheit-Berg.
Für eine solche digitale Daseinsvorsorge brauche es zudem Internetzugang für alle und der dürfe nichts kosten. „Der virtuelle Gang ins Rathaus oder in die Schulen darf nicht nur denen vorbehalten sein, die sich einen Internetanschluss leisten können“, fordert Domscheit-Berg. Seine Lösung ist ein nicht-kommerzielles, freies WLAN von der Bürgerschaft für alle Bürgerinnen und Bürger. Die Fürstenberger stellen sich dafür spezielle Router in die Wohnung oder ins Haus, die sich mit den anderen Routern verbinden. So kann, wenn viele mitmachen, aus vielen kleinen Funkverbindungen ein stadtweites Netzwerk entstehen.
Um die Potenziale der Digitalisierung für das Gemeinwohl darüber hinaus nutzbar zu machen, will Domscheit-Berg die Stadt mit einem LoRaWAN ausstatten, ein Niedrigenergienetzwerk, das Umweltsensoren miteinander verbindet. Auch das – in zivilgesellschaftlicher Hand – kann dabei helfen, kommunale Debatten schneller mit Fakten zu unterfüttern und demokratische Prozesse zu verbessern.