Niederkirchen: Mit und nach der Corona-Zeit sind in der Vierdörfer-Gemeinde einige Aktivitäten eingebrochen – so wie woanders auch. Sei es, weil die ehemalig Engagierten aufgehört haben, sei es, weil die Menschen allgemein neuen Anlauf brauchten, um ihr Haus zu verlassen.
Trotz der jüngeren Wiederbelebung von Kultur- und Sportveranstaltungen sind die Krisen mehr und präsenter geworden Man stört sich an den Asylsuchenden, die sich in ihren Unterkünften abkapseln. Nur deren Kinder sind sichtbar: sie ziehen unbeaufsichtigt im Dorf herum, machen Unfug, kicken gegen das Tor der Feuerwehr und stören dabei die anderen. Ein Mangel an Alternativen?
In dieser Lage möchte Cäcilia Brendieck-Worm einen positiven Kontrapunkt setzen, möchte möglichst unbürokratisch und auf kurzem Wege die entstandenen Lücken schließen und neue Angebote schaffen. Was liegt da näher, als sich auf eine alte Tradition zu besinnen, das Singen und Musizieren? In einer Gegend, die zwar arm war, aber ein Menge Musikanten hervorgebracht hat. Musikanten, die schon als Jugendliche in alle Welt auszogen, weil die Gegend sie hier nicht nährte. Warum nicht das Prinzip umdrehen, die hier angelandeten Menschen animieren, gemeinsam mit den Einheimischen zu musizieren und das Wandermusikantenland erneut zum Klingen zu bringen? Ein interkulturelles Musikprojekt für Kinder also?
So in etwa hat sich das Cäcilia Brendieck-Worm jedenfalls gedacht, zusammen mit der Zukunftsinitiative Niederkirchen/ALTE Welt e.V., die auch schon zum wandernden Dorfcafé angeregt hatte.
Denn Musik benötigt keine Sprache, sie spricht für sich. Was konkret heißt: Räume finden für die Proben, musikbegabte Menschen finden, die die anderen ehrenamtlich unterrichten, Initiativen finden, die unterstützen, Kinder finden, die sich trauen, dorthin zu gehen. Einiges hat sich schon gefunden. So beginnt eine kleine Gruppe noch in diesem Frühjahr, Musikinstrumente wie einfache Perkussionsinstrumente und Rasseln selber zu bauen, alte Kinderlieder oder Karaoke zu singen. Im Sommer soll es ein Ferienbergfest geben, wo die neu gebildete Musikgruppe aufspielen kann, sowie einen kleinen Umzug von Dorf zu Dorf – wie früher eben, nur heutig. Junge Musikanten, die durch die Dörfer ziehen und sich über Musik mit Mensch und Landschaft verbinden – und vielleicht auch andere zum Mitspielen animieren. Unterstützt werden sie dabei übrigens von der Pfarrerin und dem Bürgermeister. Und natürlich vom unverbrüchlichen Optimismus Cäcilia Brendieck-Worms. Als ehemalige Landtierärztin kennt sie viele Leute aus der Region – nun lernt sie sie von einer neuen Seite kennen. Das Anschieben eines Projektes ist zwar eine anstrengende, aber ebenso beschwingende Erfahrung: „Man könnte meinen, Niederkirchen sei eines der vielen sterbenden Dörfer einer strukturschwachen Region,“ sagt Cäcilia Brendieck-Worm. „Aber in den letzten fünf Jahren durfte ich erleben, was alles geht, wenn engagierte Menschen miteinander aktiv werden!“