Was macht ein Dorf lebendig? Für Sandy Neldner vom Bürgerhaus Drebach im Erzgebirge ist die Antwort klar: Orte, an denen Menschen zusammenkommen. Ein solcher Ort soll der Dorfgemeinschaftsgarten werden, den die 46-jährige Projektmitarbeiterin bei der AWO neu beleben will. Der Garten, den sie im Blick hat, gehört zum Bürgerhaus, in dem es bereits Sportkurse, Kindergarten, Naturheilpraxis und Arztpraxis gibt – genutzt wird das Außengelände bislang aber kaum. Dabei hat es viel Potenzial: einen alten Lehmbackofen, Wiesenflächen und Platz für Begegnungen. „Es ist so wunderschön hier und wird viel zu wenig genutzt“, meint Neldner.
Ihre Vision: ein Ort, an dem Generationen sich begegnen, miteinander werken, feiern und voneinander lernen. Im Sommer vielleicht ein Kinoabend unter freiem Himmel oder ein Tanztee im Grünen, regelmäßige Kreativnachmittage mit Kindern, Eltern und Großeltern. Vor allem ältere Männer, die oft schwer zu erreichen sind, möchte sie ansprechen – mit konkreten Angeboten wie Tischtennis, Skat, Schach oder traditionellen Handwerkskünsten wie Wurst- oder Sauerkrautherstellung.
Wichtig ist ihr, dass nicht allein sie oder ihr AWO-Team die Angebote tragen, sondern Menschen aus dem Ort selbst. Einige Mitstreiterinnen gibt es schon: eine Bastelbegeisterte aus Neldners Lauftreff, die gern Kreativnachmittage gestalten möchte, oder eine „Kräuterfee“, die ihr Wissen in Workshops weitergeben kann. „Nur wenn wir die Leute vor Ort einbeziehen, läuft es langfristig“, ist Neldner überzeugt.
Drebach selbst ist ein idyllisches Waldhufendorf mit knapp 5.000 Einwohnenden. Durch Gebietsreformen sind in den vergangenen Jahren mehrere Ortsteile hinzugekommen – die Dorfgemeinschaft ist dadurch zergliedert. „Gerade deshalb wollen wir mit unseren Angeboten auch ein Stück Zusammenhalt fördern“, sagt Neldner. Schon heute kommen Menschen aus den Nachbarorten zum Singkränzchen oder Lauftreff, im Garten soll dieser Austausch künftig noch intensiver werden.
Erblüht war der Garten schon einmal mit Leben: In den 1990er Jahre wurde er durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gepflegt, es gab einen Kräutergarten und viele Kurse. Heute liegt vieles brach – das will Neldner ändern. Große bauliche Veränderungen sind nicht geplant, eher kleine, sinnliche Akzente: ein Barfußteppich mit römischer Kamille, wildromantische Sitzecken mit Duftstauden, vielleicht Patenschaften für Kräuter- und Gemüseflächen.
Was sie antreibt? „Ich bin gern mit Menschen zusammen und möchte Gemeinschaft fördern. Gerade auf dem Land gibt es weniger Freizeitangebote, da müssen wir selbst etwas schaffen.“ Mit dem Neulandsucher-Projekt will Neldner genau das erreichen. Der Garten soll ein lebendiger Treffpunkt werden: „Ich wünsche mir, dass die Leute irgendwann einfach vorbeischauen, weil sie wissen: Dort ist was los. Und weil sie spüren, dass sie hier Teil einer Gemeinschaft sind.“