Wie gut, dass es Lehrer:innen wie Frau Fröhlich gibt. Als die heute 43-jährige Maike Steuer zehn Jahre alt war, nahm Frau Fröhlich sie zur Seite und ermunterte sie zum Schreiben, weil ihre Aufsätze so lebendig seien. Sie konnte nicht ahnen, dass ihr Lob eine entscheidende Weiche für Maikes weiteres Leben stellen würde. Denn Maike blieb dran, studierte später in Köln und wurde schließlich Journalistin. Oder, wie sie selbst sagt, ein „tapferes Schreiberlein“. Denn in dem Umfeld, in dem die gebürtige Sauerländerin heute tätig ist, erfordert ihr Tun eine Menge Mut, Leidenschaft und Durchhaltvermögen.
Das Umfeld: Das Dorf Kriebitzsch, tausend Einwohnende, Altenburger Land, wo fast jede*r zweite bei den letzten Wahlen die AfD wählte. Und wo das kostenlose „und tiefblaue Anzeigenblatt Kurier nicht selten leider das einzige Informationsmedium für viele Menschen ist“, so Frau Steuer. Also ein nicht einfaches Terrain für eine Journalistin wie Maike Steuer, die sich auch mit dem Neulandgewinner-Projekt „Kreativkonsum Kriebitzsch“ für eine liberale Gesellschaft, Demokratie und die freiheitlich demokratische Grundordnung engagiert.
Es wird also höchste Zeit, „dem Kurier das Wasser abzugraben“. Und das nicht nur, weil das Blatt in einer politisch zweifelhaften Ecke beheimatet ist, sondern auch wegen all der Negativberichterstattung, die ihr schon während der Corona-Pandemie gehörig zusetzte. Deshalb startete sie 2020 das Online-Medium „Altenburger Landleben“ – im Alleingang. Das Ziel: „Ich will ausschließlich guten Nachrichten aus Altenburg und seinem Landkreis einen festen Platz im Internet bieten.“
Dieser Platz ist nun die perfekte Plattform für ihre neueste Idee: den Aufbau einer Jugendredaktion „als demokratisch-positives Gegengewicht“. Da trifft es sich gut, dass sie seit April 2025 als Seiteneinsteigerin Kunst und Englisch an der Regelschule in der Nachbargemeinde Rositz unterrichtet und so einen direkten Draht zu ihrer Zielgruppe hat. Glücklicherweise ist auch der Direktor ein Fan der Idee, weshalb Maike Steuer sie im Rahmen der sogenannten IGs umsetzen kann, den Interessengemeinschaften nach dem Unterricht.
Künftig soll es zudem einmal in der Woche im Kreativkonsum als Safe Space eine Redaktionssitzungen geben – wobei, das hat sie früh festgestellt, man den jungen Menschen „erst einmal erklären muss, was eine Redaktion überhaupt ist, was sie macht und warum ihre Arbeit so wichtig ist“. Sie erhofft sich nicht nur „junge“ Texte für die Website und damit für die Bürger*innen, sondern dass es auch in den Köpfen der Jungen und Mädchen Klick macht. Ihr Wunsch: Die Freude am journalistischen Handwerk zu wecken und dazu zu ermutigen, Dinge zu hinterfragen und sich selbst eine Meinung zu bilden. Ohne jedes Augenzwinkern sagt sie: „Ich will für sie meine Frau Fröhlich sein.“ Jemand, der ihnen die Welt öffnet und ihnen neue Wege aufzeigt.