Borna am Bockwitzer See: Etwa 30 Kilometer bis nach Leipzig soll der neue Schaf- und Ziegenhof von Anne Fiedler und Katrin Madela samt Käserei und Milchbetrieb entstehen. Beziehungsweise haben die beiden schon eine solidarische Landwirtschaft und einen Verein gegründet – nun heißt es Warten auf die jährliche Kontrolle des Veterinäramts. Anne Fiedler als Bauingenieurin betreut den Ausbau der Käserei und all den Schreibkram, Katrin Madela, die selbstständig als Hundetrainerin unterwegs ist und ehrenamtlich eine Rettungshundestaffel in Sachsen führt, kümmert sich um den Rest. Derzeit müssen sie ständig Zäune flicken und reparieren, weil diese mutwillig zerstört werden und die Tiere, die ganzjährig draußen sind, davonlaufen. „Alles wird gut!“, sagt Katrin Madela und lacht ob so viel Unverstands einiger Leute.
Neben ihrem ehrenamtlichen Engagement und dem Aufbau des Hofes haben sich beide Frauen Folgendes überlegt: Sie möchten versuchen, Mädels vom Land stark zu machen und sie ganz pragmatisch in die Themen Umwelt, Ökobilanz, Nachhaltigkeit einführen. Dabei wollen sie nicht die Kinder aus der großen Stadt ansprechen, die meist ein Rundumsorglospaket der Eltern gebucht haben, sondern möglichst diejenigen auffangen, die vielleicht kein intaktes Umfeld haben. Ihnen wollen sie über handfestes Anpacken beim Zäune bauen, Käse machen oder im Kettensägenlehrgang Mut machen. Indem diese ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten kennenlernen, bis sie sich in den „Männerdomänen“ sicherer und selbständiger fühlen. Seit der Wiedervereinigung – so empfinden es beide – haben sich die Rollenbilder wieder zurückentwickelt. Zwar haben früher viele der Ost-Muttis neben der Arbeit auch die Kinder gestemmt – und nicht gleichermaßen die Väter – haben aber Zweifel und Ängste überwunden und beides miteinander verbunden. Wie aber wollen nun die beiden zupackenden Frauen interessierte Mädchen finden? Am besten geht es über Gespräche mit Ausbildungsleitern und Schuldirektoren, so ihre Feststellung, oder mit den Mädchen direkt. Mit der Frage: „Was müssen wir machen, damit es für euch interessant wird?“ Als Vorständin weiß Katrin Madela, dass es manchmal schwer ist, junge Menschen zu gewinnen. Doch „Alles wird gut!“ lacht sie erneut – wie um sich selber ein bisschen Mut für die zu bewältigenden Hindernisse zuzusprechen.